
Not All Recycling is Created Equal: Closed vs. Open Loop
Recycling ist in der heutigen Zeit zu einem wesentlichen Bestandteil des Umweltschutzes geworden. Allerdings sind nicht alle Recyclingsysteme gleich. Hersteller zielen darauf ab, Effizienz und Umweltschutz miteinander zu vereinen. Unter den verschiedenen Ansätzen sticht dabei das Closed-Loop-Recycling als vielversprechendes Modell heraus. Welche Unterschiede bestehen zum Open-Loop-Recycling, und lohnt sich diese Methode aus Umweltsicht überhaupt?
Was ist Closed-Loop-Recycling?
Closed-Loop-Recycling ist eine Sonderform des herkömmlichen Recycling-Prozesses, bei dem Abfälle oder Produkte am Ende ihrer Lebensdauer gesammelt, verarbeitet und wiederverwendet werden, um neue Produkte derselben Art herzustellen. Die Betonung liegt hierbei auf gleichartige Produkte, denn das ist die Essenz eines „geschlossenen Kreislaufs“: In diesem System wird das recycelte Material immer wieder im gleichen Produktionsprozess eingesetzt, wodurch Abfall in Form von gebrauchten Produkten reduziert werden soll – das gleiche geschieht mit dem Bedarf an neuen Rohstoffen. Das Ziel ist es, Materialien unbegrenzt im Kreislauf zu halten und so den ökologischen Fußabdruck möglichst stark zu reduzieren. Die Verwendung im selben Produktionsprozess (in bestimmten Fällen sogar nur bei demselben Hersteller) soll gewährleisten, dass die Rohstoffe in ihrer Qualität nicht schwinden und das Material so wenig wie möglich „verloren geht“, also nicht mehr im Recycling-Kreislauf des Herstellers oder des Produkts verwendet werden kann. In diesem Fall wäre es nötig, neue Rohstoffe zu nutzen, was den ursprünglichen Zweck des Closed-Loop-Systems verfehlen würde.
Als Paradebeispiel für Closed-Loop-Recycling werden oft Aluminiumdosen genannt. Nach Gebrauch werden die Dosen gesammelt, eingeschmolzen und zu neuen Dosen verarbeitet, ohne dass dabei Qualität oder Materialeigenschaften verloren gehen. Dieser Prozess kann theoretisch unbegrenzt fortgesetzt werden, was ihn zu einer besonders nachhaltigen Praxis macht.
Für einen detaillierten Einstieg in das Thema ist unser Beitrag zum Thema Closed Loop ideal geeignet.
Closed vs. Open Loop: Worin liegen die Unterschiede?
Open-Loop-Recycling bezeichnet einen Prozess, bei dem Materialien recycelt, aber in andere Produkte umgewandelt werden, anstatt in der gleichen Form wiederverwendet zu werden. Das bedeutet konkret, dass nicht die gesamte Menge an Material recycelt werden soll oder kann, wodurch ein bestimmter Prozentsatz an Müll entsteht. Das Rohmaterial muss dann im Recyclingprozess mit neuen Ressourcen wieder aufgestockt werden, um die Produktion in gewünschter Qualität und Menge aufrecht zu erhalten. Das wirkt auf den ersten Blick vielleicht eher kontraproduktiv. Warum also wird auch der Open Loop genutzt, wenn im Closed Loop weniger Ressourcen verbraucht und weniger Müll produziert wird?
Nicht jedes Material ist dafür geeignet, mehrmals die individuellen Stufen der „Re-Produktion“ zu durchlaufen. Die Verwandlung vom Abfallstoff über Rohmaterial hin zu neuen Produkten kann belastend sein und die Materialien nicht mehr gebrauchsfähig machen. In Open-Loop-Systemen findet also oft ein Downcycling-Prozess statt, bei dem das Material in seiner Qualität oder Reinheit abnimmt. Downcycling beschreibt das Gegenteil zu Upcycling und bezeichnet die Umwandlung von Materialien in niederwertigere Produkte im Vergleich zu den ursprünglichen Produkten und ihrer Qualität. Dieser Prozess ist notwendig, um die Wiederverwertung von Rohstoffen zu unterstützen, die ohne Downcycling nicht mehrmals genutzt werden können. Ein gutes Beispiel an dieser Stelle ist Recyclingpapier: Es hat oft eine leicht graue oder melierte Färbung, da Drucke und Farbe das Papier vorher „verunreinigt“ haben. Das bedeutet nicht, dass diese Rohstoffe dadurch ihren Zweck nicht mehr erfüllen können. Die Absicht des Prozesses ist es, das Verenden der Ressourcen als Abfallprodukt möglichst lange hinauszuzögern – speziell bei Produkten aus Plastik ist diese Wiederverwendung extrem wichtig.
Wir nutzen auch eine Form des Open-Loop-Recyclings: Unser Vliesmaterial aus Upcycling Textilien ist ein perfektes Beispiel. Das Rohmaterial kommt aus der Kleidungsindustrie. In diesem Fall liegt Upcycling vor, da die entstandenen Produkte, die wir aus dem Vliesplatten herstellen, einem höheren Wert zugeordnet werden. Diese Abfälle wären sonst auf einer Müllhalde gelandet, durch das Recycling können sie aber außerhalb der Textilindustrie wiederverwendet werden und neues Leben in neuer Form finden. Die Textilfasern werden mit einer Matrix bearbeitet und erhalten so ihre typische Fleece-Struktur. Wir nutzen das Material dann zur Herstellung unsere Koffer und Formteile als langfristig nachhaltige Ressource. Mehr über Upcycling Textil.
Im Gegensatz dazu zielt das Closed-Loop-Recycling darauf ab, das Material in seiner höchstmöglichen Wertform zu erhalten, seine Integrität zu bewahren und eine kontinuierliche Wiederverwendung zu ermöglichen. Dies macht Closed-Loop-Systeme auf lange Sicht nachhaltiger, da sie den Bedarf an neuen Rohstoffen minimieren und die Abfallproduktion reduzieren.
Vor- und Nachteile: Welches System ist besser?
Closed Loop: Das spricht dafür
Mithilfe der Produktion in einem Closed Loop ergibt sich eine Kettenreaktion, die viele positive Effekte mit sich bringt. Durch die Wiederverwendung von Materialien reduzieren Closed-Loop-Systeme den Bedarf an neuen Rohstoffen erheblich, schonen natürliche Ressourcen und verringern die Umweltbelastung durch Extraktion und Verarbeitung. Das ist wahrscheinlich als primäres Ziel eines Closed-Loop-Systems zu bezeichnen.
Die Folgerung daraus ist auch, dass weniger Abfall in Umlauf gerät, da das Material zur (Re-) Produktion benötigt wird. Indem Materialien kontinuierlich im Kreislauf gehalten werden, verringert sich die Menge an Abfällen, die auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen landet, was Umweltverschmutzung mindert, und Deponieraum spart.
Closed-Loop-Systeme fördern die Entwicklung von Produkten, die für die Demontage und das Recycling konzipiert sind, und treiben Innovationen im Bereich nachhaltiges Produktdesign voran. Es entstehen Gebrauchsgegenstände, die belastbar und langlebig sind. Ein Fokus auf nachhaltige Produktion steht auch immer in Verbindung mit einer Reduzierung: Sei es die Frequenz von Käufen, die Mengen an Produkten oder der Ausschuss von Material. Closed-Loop-Systeme können dazu beitragen, seitens der Hersteller ein Bewusstsein für qualitativ hochwertige Produkte zu schaffen.
Hier lohnt sich ein Open Loop
Open-Loop-Recycling bringt Vorteile gegenüber dem Closed Loop mit, da Materialien nicht an ein bestimmtes Produkt oder einen bestimmten Herstellungsprozess gebunden sind. Beispielsweise können recycelte Kunststoffe zur Herstellung von Parkbänken oder Fleecejacken verwendet werden, anstatt neue Plastikflaschen daraus zu produzieren. Dadurch entstehen neue Produkte, die sich womöglich auch an moderne Bedarfe oder Anforderungen der Konsumenten angepasst haben.
Closed-Loop-Systeme brauchen oftmals eine spezielle Infrastruktur, um besondere Materialien sortenrein zu recyceln. Für Abfälle aus dem täglichen Gebrauch ist dieses System also weniger geeignet, da der Verbraucher meist den gewohnten Weg über den Hausmüll geht. Um möglichst hohe Recyclingquoten auch für diese Abfallprodukte zu gewährleisten, ist der Open Loop also besser geeignet: Der Aufwand für den Endverbraucher bleibt gering, und es wird trotzdem so viel Müll wie möglich vermieden. Dieses Prinzip findet sich zum Beispiel bei PET-Flaschen, die ein manchen Fällen in niederwertigere Plastikprodukte wie beispielsweise Verpackungsfolie umgewandelt werden.
Es ist aber auch Fakt, dass Materialien im offenen Kreislauf entlang der gesamten Lebensdauer eine niedrigere Recyclingrate haben. Sei es durch fehlende Infrastrukturen oder mangelndes Bewusstsein der Nutzer. Während Open-Loop-Recycling immer noch Abfall von Deponien fernhält, wird das Material nicht in seiner ursprünglichen Form beibehalten, und das Produkt erreicht schließlich ein Lebensende, an dem es nicht weiter recycelt werden kann.
Wie sieht die Zukunft aus? Closed-Loop-Systeme setzen sich immer weiter durch und nehmen an Relevanz in vielen Branchen zu – eine sehr positive Entwicklung. Es sollte aber beachtet werden, dass ein derartiges System nicht überall problemlos umsetzbar ist, sei es durch Materialbeschaffenheit, den Produktionsbedarf oder andere Faktoren. In diesem Fall sind Open-Loop-Systeme eine gute Variante, um die Wirtschaft trotzdem so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Wir sind überzeugt: Jeder Schritt zählt für unsere Zukunft, so klein er auch erscheinen mag.